Einblicke

 

Wildnispädagogik in der Kritik

Unsere Gegenposition – und eine Einladung zum offenen Dialog

In den letzten Jahren ist die Wildnispädagogik vermehrt in die Kritik geraten. Besonders aus einem stark linksorientierten Umfeld wird behauptet, wir würden Natur verklären, konservative Rollenbilder festigen und uns esoterischen Einflüssen öffnen. Zudem steht der pauschale Verdacht im Raum, dass unsere Angebote Anschluss an extrem rechte Ideologien bieten könnten.

Wir, die Wildnisschule Lupus, nehmen diese Vorwürfe ernst und möchten uns dazu positionieren. Unser Anliegen ist es, eine faire und sachliche Diskussion zu führen – nicht nur um uns selbst, sondern auch um viele andere engagierte Kolleginnen und Kollegen in der Wildnisszene vor pauschalen Unterstellungen zu schützen.

Warum uns diese Kritik zu undifferenziert erscheint

Die Wildnispädagogik verfolgt das Ziel, Menschen in einer zunehmend digitalisierten Welt wieder in Kontakt mit der Natur zu bringen. Dabei greifen wir auf traditionelles Wissen zurück und verknüpfen es mit modernen ökologischen, pädagogischen und psychologischen Erkenntnissen. Wer darin einen naiven Eskapismus oder konservative Rollenbilder sieht, verkennt die Realität unserer Arbeit.

„Wir glauben nicht an eine romantisierte Wildnis, sondern an den rauen Moment, in dem klar wird, dass Solidarität und Achtsamkeit im Regen präsenter sind als in jedem endlosen Streit über Ideologien.“ – Maurice Ressel

Unsere Kurse fördern Offenheit, Gemeinschaftssinn und Selbstbestimmung. Jeder Mensch – unabhängig von Geschlecht oder Hintergrund – kann sich in allen Bereichen aktiv einbringen: sei es beim Feuermachen, Schnitzen, intuitiven Spurenlesen oder der eigenverantwortlichen Planung von Outdoor-Projekten. Wir legen großen Wert darauf, dass unsere Bildungsangebote frei von starren Rollenzuweisungen oder ideologischen Engführungen sind.

Kein Extremismus – weder von rechts noch von links

Wie in jeder Bewegung gibt es auch in unserer Szene Einzelne mit extremen Positionen. Wir beobachten die Entwicklung der Wildnispädagogik aufmerksam, konnten in unserem direkten Umfeld jedoch keine rechtsextremen Strömungen feststellen.

Gleichzeitig beobachten wir eine problematische Entwicklung: Kritik aus dem linken Spektrum fällt oft ebenso kategorisch aus wie rechte Polemik. Wir distanzieren uns von jeder menschenfeindlichen Ideologie, egal aus welcher Richtung sie stammt. Rassismus, Sexismus oder gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit haben in der Wildnispädagogik keinen Platz. Dennoch erleben wir zunehmend Anfeindungen von Akteur*innen, die uns um jeden Preis eine “rechte” Anschlussfähigkeit unterstellen – selbst dort, wo es keine gibt. Dieses Vorgehen erinnert an einen Autoimmunprozess, bei dem die eigene Szene attackiert wird, obwohl die Wildnispädagogik weder rechts verortet werden kann noch extremistischen Strömungen eine Plattform bietet.

Zugleich erkennen wir in dieser Entwicklung ein größeres gesellschaftliches Phänomen: eine Tendenz, in der alles, was nicht explizit einer bestimmten politischen Agenda folgt, unter Verdacht gestellt wird. Es entsteht eine Art “Dauerkampfhaltung”, in der immer neue Feindbilder konstruiert werden müssen, um das eigene Narrativ aufrechtzuerhalten. Dabei geht oft die Fähigkeit verloren, unterschiedliche Perspektiven anzuerkennen oder sachliche Differenzierung zuzulassen. Diese Form des ideologischen Aktivismus ist nicht minder problematisch als ihre extremen Gegenstücke und trägt dazu bei, gesellschaftliche Spaltung statt echten Dialog zu fördern.

Verleumdung statt sachlicher Kritik? Unsere Erfahrungen

Wir selbst haben erfahren, wie aus linksradikalen Kreisen falsche Behauptungen über uns verbreitet wurden. Uns wurde unterstellt, wir hätten konservative oder reaktionäre Tendenzen. Diese Diffamierungen waren für uns eine ernste Attacke, die in ihrer Art bereits den Tatbestand der üblen Nachrede berührte.

Dennoch haben wir uns gegen juristische Schritte entschieden. Stattdessen haben wir die Situation genutzt, um unser eigenes Angebot kritisch zu reflektieren und unser weltoffenes, inklusives Profil weiter zu schärfen. Solche Angriffe motivieren uns, unsere Werte noch deutlicher zu vertreten, anstatt uns einschüchtern zu lassen. Denn wir sind überzeugt: Die Wildnispädagogik lässt sich nicht für extremistische Zwecke instrumentalisieren.

Zwischen Tradition, universellen Prinzipien und wissenschaftlicher Fundierung

Ein weiterer Vorwurf lautet, wir würden uns „esoterischem“ Gedankengut öffnen und unreflektiert auf indigene Rituale zurückgreifen. Tatsächlich sind Elemente wie Schwitzhütten oder Visionssuchen in manchen Ausbildungen Bestandteil. Doch stets erfolgt dies transparent, freiwillig und ohne Dogmatik. Teilnehmende werden weder überrumpelt noch sollen sie sich einem „Kult“ anschließen.

Unser Fokus liegt auf dem selbstbestimmten Naturerleben, ergänzt durch wissenschaftlich abgesicherte Methoden aus Ökologie, Psychologie und moderner Umweltpädagogik. Ebenso sind wir überzeugt, dass die Wildnispädagogik nicht auf „ferne“ oder vermeintlich „exotische“ Traditionen angewiesen ist, um ein ganzheitliches Menschen- und Weltbild zu vermitteln. Es existieren universelle Prinzipien, die unabhängig von Kultur und Epoche gelten und sich in jeder Region der Welt wiederfinden.

Die Idee einer gemeinsamen Basis für Naturerfahrung – ob durch meditative Übungen, körperliche Herausforderungen oder einfache Rituale – ist für uns keine Frage einer bestimmten Herkunft, sondern gründet auf menschlichen Grundbedürfnissen nach Verbindung, Achtsamkeit und Selbsterkenntnis. Dass manche Schulen dabei Anleihen bei indigenen Völkern machen, kann bereichernd sein, doch wir legen Wert darauf, authentisch aus eigenen Erfahrungen zu schöpfen. Diese Herangehensweise garantiert, dass wir uns fortlaufend kritisch hinterfragen und weiterentwickeln können, anstatt bloß auf Fremdes zurückzugreifen.

Echte Begegnung statt romantischer Wildnis-Fantasie

Der Vorwurf einer realitätsfernen „Rückkehr zur Wildnis“ geht an dem vorbei, was wir tatsächlich vermitteln. In unseren Kursen erleben Teilnehmende die Natur durchaus in ihren herausfordernden Facetten: Wetterumschwünge, Umgang mit Ressourcen, gemeinschaftliches Bewältigen von Schwierigkeiten.

Das Ziel ist, ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge zu schaffen und gleichzeitig Selbstvertrauen sowie Kooperationsfähigkeit zu stärken. Romantisierungen widersprechen dem, was wir draußen tagtäglich sehen: Natur hat ihre Schönheit, aber auch ihre rauen Seiten – beides spielt in unseren Bildungsansätzen eine Rolle.

Schützende Hand über eine vielfältige Szene

Wir möchten hier auch für die gesamte Wildnisszene deutlich machen, dass wir uns pauschale Vorwürfe von konservativem Gedankengut oder rechten Verstrickungen nicht gefallen lassen. Viele Wildnisschulen arbeiten seit Jahren an Bildungsangeboten, die Inklusion, Naturschutz und gemeinschaftliches Lernen betonen. Wer uns allen extremistische Neigungen unterstellt, verletzt das Engagement, das wir mit viel Herzblut aufgebaut haben – sei es in Kooperation mit Umweltverbänden, Schulen oder anderen Projekten.

Unser Wunsch: Sachlichkeit statt Rundumschlag

Wir nehmen es ernst, wenn uns Probleme oder Missstände aufgezeigt werden. Wir sind sogar dankbar für konkrete Hinweise, denn nur so können wir uns selbstkritisch hinterfragen und weiterentwickeln. Was wir jedoch ablehnen, sind Generalverdächtigungen, die weder mit eigenen Erfahrungen noch mit überprüfbaren Beispielen untermauert werden. Anstelle eines einseitigen Schlagabtauschs wünschen wir uns einen Dialog, bei dem Fakten, praktische Einblicke und respektvolles Zuhören im Mittelpunkt stehen – nicht ideologische Feindbilder.

Weiterführende Informationen

Wer genauer wissen möchte, wie wir auf die einzelnen Kritikpunkte reagieren, findet in unserem ausführlichen PDF-Dokument detaillierte Erläuterungen und weiterführende Quellen. Dort stellen wir auch den Originaltext der Kritik zur Verfügung, damit sich jede*r ein eigenes Bild machen kann.

Unsere Klarstellung lesen

 
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Schlusswort

Die Wildnispädagogik versteht sich als offenes Bildungsfeld, das gesellschaftlich keineswegs abgeschottet ist. Wir befürworten Kooperationen, arbeiten mit öffentlichen Stellen und Netzwerken zusammen und erfüllen Qualitätskriterien, die jede Form von Extremismus ausschließen. Unsere pädagogischen Ziele sind Respekt, Inklusion und ökologische Verantwortung – Werte, die im gesellschaftlichen Miteinander wichtiger sind als je zuvor. Anstatt uns in eine extreme Ecke zu rücken, lohnt sich eine differenzierte, faire Betrachtung.

Wildnisschule Lupus
Gemeinsam Natur erfahren, verstehen und schützen.