Die Geschichte des Survival

Titelbild unseres Artikels über die Geschichte des Survival zeigt den Urwald in Brasilien.

In diesem Artikel nehme ich dich mit auf eine Reise zu den Ursprüngen des Survival (Überleben), dem Streben nach Raum, Nahrung und Entwicklung. Dem Begriff Survival hängt noch immer das Image von militärischem Training und Weltuntergang an, doch birgt er eine große Chance. In seiner heutigen ganzheitlichen Auslegung (Holistic-Survival) und Praxis fördert Survival das Verständnis geschichtlicher Zusammenhänge, die persönliche Entwicklung und den Respekt gegenüber der Natur.

Ein passender Einstieg in die Geschichte des Survival ist die heute weit verbreitete Suche des Stadtmenschen nach mehr Naturverbundenheit. Denn um etwas wertzuschätzen, was wir haben, müssen wir es oft erst verlieren. Bis zu seiner Sesshaftwerdung (Neolithische Revolution) lebte der Mensch Millionen Jahre als Jäger und Sammler im Einklang mit und in Abhängigkeit von der Natur. Es gab kein Draußen und kein Drinnen. Die Natur war der Lebensraum, mit dem die Menschen tief verbunden waren. Die Fähigkeit in Koexistenz mit allem zu leben, war im Grunde keine Überlebensfähigkeit, wie wir es heute im modernen Survival verstehen, sondern dieses uralte Wissen war das reale Leben.

So lebten unsere Vorfahren nicht in einem ständigen „Survival-Film“. Sie hatten benachbarte Stämme und soziale Verbindungen zu anderen Gruppen, auf die sie sich verlassen konnten, wenn sie Hilfe brauchten. Von unseren Vorfahren unterscheiden wir uns nicht vor allem durch die Technik, sondern durch die Art und Weise, wie wir unsere Kinder erziehen und wie wir über die Dinge denken, die uns umgeben.

Grafik zur Verdeutlichung der verschiedenen Entwicklungsstufen des Survival.

Ich kann verstehen, wenn uns zum Beispiel die Survival-Fähigkeit mikronesischer Seeleute oder Buschmänner, mit scheinbar geringem Aufwand durch herausfordernde Situationen zu navigieren, als eine Art übersinnliche Fähigkeit erscheint, die uns in der modernen Welt fehlt. Aber es gibt keine magischen Ureinwohner. Sie haben oder hatten vielmehr eine Fähigkeit, die Welt zu betrachten und die Eigenschaften ihrer Umgebung wahrzunehmen, die wir heute oft nicht mehr haben.

Wie Louis Leibenberg in seinem Buch The Art of Tracking feststellt, lernen bereits die Kalahari-Kinder, wie man Insekten und Eidechsen aufspürt, und lesen förmlich ihr Verhalten, um sie mit kleinen Bögen zu jagen. Genau dieses Verhalten habe ich bei den Kindern der Wayapi im brasilianischen Amazonas erlebt. Diese Art des Survival, des Lebens mit der Natur ist von unschätzbarem Wert, da es die Kinder mental darauf vorbereitet, die Nuancen des Tierverhaltens und die Zeichen, die sie hinterlassen, zu identifizieren. Wie die Wayapi reagieren auch andere Indigene, die in schwierigen Umgebungen leben, sensibel auf subtile Veränderungen im Gelände, Klima oder den Wasserstand der Flüsse. Diese feinen Nuancen geben ihnen kontinuierlich Informationen darüber, wann sie Jagen gehen oder auch einen Ort verlassen sollten.

Ein weiteres wichtiges Element der indigenen Kultur, das dem modernen Menschen weitestgehend fehlt, ist die Gewohnheit, Gruppengeschichten zu erzählen, in denen sie Erfahrungen und Geschichten über Dinge teilen, die sie am Tag in der Natur beobachtet haben. Geschichten waren eine Möglichkeit für kleine Gruppen, neues Wissen und Beobachtungen so auszutauschen, dass diese in das Kollektivbewusstsein der Gruppe gelangten und somit Entscheidungen, Ideen und Fortschritt förderten. Mit unserem Internet und den sozialen Medien haben wir es heute viel einfacher unsere Geschichten zu teilen.

Diese wesentlichen Survival-Methoden der nordamerikanischen Indigenen, Gemeinschaft, Respekt, Lernen durch Machen, Sinnesschulung und Selbsterfahrung, finden sich heute in unserer Wildnispädagogik-Ausbildung wieder.

Die Ursprünge des Survival: Meinungen & Faken

In einer umfassenden Betrachtung meint „Survival“ die Summe aller Fähigkeiten und Strategien, die ein Lebewesen benötigt, um zu leben. Survival bedeutet demnach eine aktive (Über)Lebensfähigkeit! Jedes Lebewesen, sei es noch so klein, hat somit seine eigenen Survival-Skills, sonst wäre es nicht erfolgreich.

Höhlenmalerei von einer Survival-Jagdszene zeigt eindeutig die lange Geschichte des heutigen Survival.

Jedes Lebewesen, braucht eine (Bio)Technologie und Strategie, um sich gegen die anderen Lebewesen und die unbelebte Umwelt zu behaupten. Die Geschichte des Survival ist somit die Geschichte der Evolution. Eine Geschichte, die Charles Darwin mit seiner Evolutionstheorie und dem Begriff „Survival of the Fittest“ nicht besser hätte treffen können. Die Survival-Fähigkeiten, -Fertigkeiten und -Strategien sind ebenfalls die Urform aller Wissenschaften. Jedes Werkzeug wurde ursprünglich dazu entwickelt, ein Problem zu lösen, das sonst ein langes Leben verhindert hätte. Erst waren Technologien lebenswichtig, dann lebensverlängernd, dann bequem und heute sind wir schon mit Smartphone und Co. bei nervig und destruktiv angelangt.

Doch wo ist das Problem? Ein Leben, in dem all meine Bedürfnisse gestillt sind, mir das Essen zubereitet wird, das Wasser mir zufließt und der Arzt sofort zur Stelle ist – kann doch nicht besser sein? Uns als Survivalschule stellt sich die Frage: Was ist, wenn diese Infrastruktur ins Wanken gerät? Dann fehlen vielen die Fertigkeiten das Essen zu jagen, das Wasser zu sichern und sich medizinisch zu versorgen.

Der natürliche Drang nach Optimierung

Wir brauchen, um die Geschichte des modernen Überlebenstrainings weiter zu erzählen, ein Ereignis, einen Punkt, an dem die Überlebensfähigkeit des Individuums verlorengegangen ist, der uns zu dem Menschen gemacht hat, der heute als „Daten-Fütterer“ an seinem PC sitzt. Die neolithische Revolution war höchstwahrscheinlich genau dieser Punkt. Der Mensch wurde sesshaft und gab das Leben als Jäger und Sammler auf. Das Leben in einer absoluten Abhängigkeit gegenüber der Natur wurde unterbrochen. Jede neue Technologie tauschte der Mensch gegen ein Stück seiner Überlebensfähigkeiten ein. Ich brauche kein Feuer mehr machen, das erledigt der Herd, ich brauche keine Ausdauer, das macht das Pferd, ich brauche nicht mehr jagen gehen, das hole ich mir vom Feld oder Supermarkt und so weiter.

Diese Selbstoptimierung ist im endlos erscheinenden Zeitraffer der Evolution bei jedem Lebewesen zu beobachten. Doch mit der unglaublichen Erfolgsgeschichte des Menschen werden die Abstände neuer Entwicklungsstufen immer kürzer. Der Faustkeil wurde 1,75 Millionen Jahre genutzt, bis die Kupferaxt kam. Von der Dampfmaschine bis zur Künstlichen Intelligenz waren es gerade einmal ca. 230 Jahre.

Diese technologische Entwicklung hin zur Unabhängigkeit gegenüber der Natur ist zutiefst logisch. Ich durfte über mehrere Monate bei den Ureinwohnern im brasilianischen Urwald leben und konnte hautnah erfahren, wie anstrengend und bedrohlich das Leben sein kann. Wenn man nicht mehr am Anfang der Nahrungskette steht und der Natur um ein vielfaches stärker ausgeliefert ist, als es in unserer überregulierten, westlichen Welt der Fall ist, wünscht man sich die Technologien wieder herbei. Der Wunsch nach Unabhängigkeit gegenüber der Natur hat uns an den Punkt gebracht, an dem wir nun sind. Doch wir sind mittlerweile etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Wir haben uns längst von den Zwängen der Natur befreit – nun können wir entspannt wieder einen Schritt hin zur Natur wagen. Wieder auf sie zugehen und den Kampf mit ihr ruhen lassen, denn wir haben ihn schon längst für uns entschieden. Mit unserem Holistic-Survival holen wir uns die Wildnis-Überlebensfähigkeit wieder und streben zugleich ein nachhaltiges Zusammenleben mit der Natur an.

Die Entstehung des modernen Survival

Es gab in der Geschichte schon mehrmals einen Punkt, an dem sich Menschen wieder ein Stück ihrer Wildnis-Überlebensfähigkeit zurückholten. Mit modernen Navigationsmethoden, Kanonen oder Musketen machte sich Europa in die Welt auf, um sie zu unterwerfen. Im Zuge der Kolonialisierung merkten die Engländer, dass sie der indigenen Bevölkerung in Australien unterlegen waren. Sie hatten verlernt, in der Wildnis zu operieren. Das war die Geburtsstunde des Bushcraft. Das indigene Wissen wurde bei den Stämmen der Ureinwohner in Australien gesammelt, um militärisch erfolgreich zu sein.

Illustration aus dem historischen Survival Handbuch - Prairie Traveler: A Hand-Book for Overland Exploration. Hier tragen zwei Personen auf einer importierten Trage einen verletzen in ihr Basiscamp

Beflügelt von den Heldengeschichten der zurückkehrenden Kolonialmächte entwickelte sich ein neues Verlangen der Zivilbevölkerung hin in Richtung Abenteuer und Flucht aus dem Alltag – eine Bewegung hin zu einer guten Zeit in der Natur. Daniel Defoe´s „Robinson Crusoe“ (1719) ist eines der meistgelesenen Bücher und beflügelte das Bedürfnis nach Abenteuer und Natur.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten „Feld Handbücher für das Leben und Überleben in der Natur“. Der Brite Frances Galton schreibt 1855 mit „The Art of Travel“ das erste Buch dieser Art. Ein Jahr später veröffentlichte der US-Soldat Captain Randolph Barnes Marcy seinen Bestseller „The Prairie Traveller“. Diese Bücher wurden, wie die heutigen Bücher (SAS-Survival-Handbuch), damals schon von Militärangehörigen und der zivilen Bevölkerung gleichermaßen gelesen und angewendet. Durch die zivile Anwendung des indigenen Wissens wurde das pädagogische Potenzial darin erkannt. Die Pfadfinder verwenden heute noch existierende pädagogische Konzepte aus der amerikanischen „Woodcraft & Scoutcraft“ (siehe unten), die zur Förderung von Kindern und Jugendlichen entstanden.

Das Wissen der nordamerikanischen Indigenen

Lange bevor die Begriffe Bushcraft und Survival auftauchten, mussten alle Ureinwohner in ihren klimatischen Verhältnissen zurechtkommen und über Jahrtausende ihr eigenes Survival-Wissen aufbauen. Als in England die ersten Schiffe aus Australien mit ihren Geschichten und dem neuen Wissen des „Bushcraft“ zurückkamen, eigneten sich im 18. und 19. Jahrhundert die europäischen Pioniere in Nordamerika das Wissen der Indigenen an. Das sogenannte Scoutcraft war hauptsächlich für die Holzarbeiter und Trapper (nordamerikanischer Fallensteller) essenziell, um an den sich ausbreitenden Grenzen der Neuen Welt zu überleben und durch unbekannte Wildnis und schwieriges Gelände zu reisen.

Ein historisches Foto mit drei nordamerikanischen Indigenen auf Pferden in einer weiten Landschaft.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde Scoutcraft von Teilen der amerikanischen Streitkräfte übernommen, da sich die Art und Weise, wie Kriege und Schlachten geführt wurden, änderte. Die Aufgabe der sogenannten Scouts war es, als Aufklärungseinheiten hinter den feindlichen Linien unbemerkt zu operieren. So konnten Informationen durch Schleichen, Tarnen und Guerilla-Taktiken über den Feind und das Gebiet gesammelt werden. Einer der berühmtesten Militärangehörigen aus dieser Zeit ist Robert Baden-Powell. Er erkannte die pädagogische Wirkung des Scouting und begann seine Ideen für ein Programm zur Ausbildung junger Männer zu entwickeln, das heute unter dem Namen „Pfadfinder“ bekannt ist. Dieses Scout Programm sollte die Eigenständigkeit und das Pflichtbewusstsein der Jugendlichen fördern.

Die Geburt des modernen Überlebenstrainings

Survival ist ein militärischer Begriff, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Der Punkt, an dem das Militär seine Soldaten mit neuen Techniken ausbilden musste, unterscheidet sich von der Entstehung des Bushcraft in der Kolonialzeit erheblich. Hier ging es dem Militär um die Rettung von Menschenleben, weniger um den reinen militärischen Erfolg.

Während des gesamten 20. Jahrhunderts waren die Survival-Skills, also in abgelegenen Gebieten mit wenigen Mitteln zu überleben, ein extrem wichtiges Wissen, nicht nur für das britische und amerikanische Militär. Durch neue Waffen wie Maschinengewehr, Flugzeug und Artillerie wurden militärische Aufklärungsaktionen der Scouts fast überflüssig. Heute werden diese Techniken fast nur von Spezialeinheiten und Scharfschützen benötigt.

Das historische Schwarz-Weiß Bild zeigt US Fallschirmtruppen bei der Instruktion vor einem Angriff.

Nachdem die neuen Luftfahrttechnologien es ermöglichten, ohne Zwischenlandung fast jeden Punkt auf der Welt zu erreichen, standen die amerikanischen und englischen Piloten vor dem Problem, an jedem Punkt der Erde abstürzen zu können. Ziel der Survivaltechniken war es, die Verunglückten zu befähigen, Grundbedürfnisse zur Erhaltung des Lebens mit dem zur Verfügung stehenden Material zu befriedigen (Wildnis-Überlebenstraining). Desweiteren war es essenziell Techniken zu erlernen, um auf feindlichem Territorium dem Feind auszuweichen und sich dann zu den eigenen militärischen Einheiten durchzuschlagen (SERE-Überlebenstraining). Heute wird das damals entwickelte Training weltweit vom Militär, von Astronauten, Rettungskräften und in der zivilen Luftfahrt genutzt.

Historische Survival-Handbücher & Romane

Downloade hier die ersten Feld Handbücher für das Leben und Überleben in der Natur. Hier bekommst du einen einzigartigen Einblick in die Geburtsstunde des zivilen Survival und der Expeditionsvorbereitung.

Detailinfos zur Entstehung des SERE-Trainings

historischen Gruppenbild mit einem Piloten aus dem legendären Escape and Evasion Survival-Training und hochrangen Offiziere im zweiten Weltkrieg.

Das heutige zivile und militärische Überlebenstraining ist untrennbar mit der Entstehungsgeschichte des SERE-Trainings (Survival, Evasion, Resistance and Escape) verbunden. Dieses militärische Training entstand im Zweiten Weltkrieg durch die Zusammenarbeit des britischen MI9 (Directorate of Military Intelligence (DMI)) und dem amerikanischen MIS-X. SERE ist heute ein Survival-Trainingsprogramm, das US-Militärpersonal, Zivilisten des US-Verteidigungsministeriums und private Militärunternehmer (Söldner) darauf vorbereitet, in verschiedenen Szenarien zu überleben. Der Lehrplan des Überlebenstrainings umfasst Überlebensfähigkeiten, Ausweichen vor der Gefangennahme, Anwendung des militärischen Verhaltenskodex (siehe weiter unten) sowie Methoden und Techniken zur Flucht aus der Gefangenschaft.

Die Ursprünge des heutigen SERE liegen in der Führung der britischen Organisation MI9 Evasion and Escape („E & E“), die zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gegründet wurde. Unter der Führung von Norman Crockatt, einem Veteranen des Ersten Weltkriegs, wurde MI9 ins Leben gerufen, um Flugbesatzungen und Spezialeinheiten darin zu schulen, feindlichen Truppen auszuweichen und lebend wieder zurückzukehren, nach Rettungsaktionen, erzwungenen Landungen oder nachdem sie hinter den feindlichen Linien abgeschnitten worden waren. In London wurde eine Schule eingerichtet und Offiziere und Ausbilder des MI9 begannen, betriebsbereite Luftwaffenstützpunkte zu besuchen, um Flugbesatzungen vor Ort mit einem Überlebenstraining zu schulen. Das MI9 entwickelte eine Vielzahl von Ausweich- und Fluchtausrüstung: Ausrüstung, die ein sofortiges Entkommen nach dem Aussteigen ermöglichten und verdeckte Gegenstände zur Unterstützung der Flucht bei Gefangennahme, die in Uniformen und persönlichen Gegenständen versteckt waren (Kompasse, Seiden- und Gewebekarten usw.).

Als die Vereinigten Staaten 1941 in den Krieg eintraten, reisten Mitarbeiter des MI9 nach Washington DC, um ihr inzwischen ausgereiftes Evasion and Escape Training, Geräte und nachgewiesene Ergebnisse mit den United States Army Air Forces („USAAF“) zu besprechen. Infolgedessen starteten die Vereinigten Staaten ihre eigene Evasion and Escape-Organisation, bekannt als MIS-X, mit Sitz in Fort Hunt, Virginia.

Es gab mehrere inoffizielle private Clubs, die während des Zweiten Weltkriegs von britischen und amerikanischen Piloten gegründet wurden, die es geschafft hatten, den Deutschen während des Krieges zu entkommen, ihnen auszuweichen und sich zu den eigenen Linien zurückzukämpfen. Einer davon war der „Late Arrivals Club“. Dieser streng nichtmilitärische Verein hatte einen „Flying Boot“ ( einen fliegenden Stiefel) als Erkennungssymbol, der unter dem linken Kragen der Uniform getragen wurde.

USAAF-General Curtis LeMay erkannte, dass es billiger und effektiver war, Besatzungen in Überlebens-, Ausweich-, Widerstands- und Fluchttechniken auszubilden, als sie in der Arktis (oder im Ozean) zu verlieren, oder in feindliche Hände geraten zu lassen. So unterstützte er die Einrichtung eines SERE Trainings an mehreren Stützpunkten, an dem die 336. Bombardierungsgruppe untergebracht war, einschließlich eines kleinen Überlebenstraining für das Überleben bei kaltem Wetter an der RCAF-Station Namao in Edmonton, Alberta, wo amerikanische, britische und kanadische B29-Besatzungen ein grundlegendes Überlebenstraining erhielten. 1945 wurde in Fort Carson, Colorado, unter der 3904. Ausbildungsstaffel ein konsolidiertes Überlebenstrainings-Zentrum eingerichtet und 1947 wurde auf der Marks Air Force Base in Nome, Alaska, die Arctic Indoctrination Survival School eröffnet.

Während des Zweiten Weltkriegs entdeckte die US-Marine, dass 75% ihrer Piloten, die abgeschossen wurden oder abgestürzt waren, lebend herunterkamen, aber kaum 5% von ihnen überlebten, weil sie weder schwimmen noch Nahrung im Wasser oder auf abgelegenen Inseln finden konnten. Da die Fähigkeit zum Schwimmen eine wesentliche Überlebensfähigkeit für Marinepiloten war, wurde ein Trainingsprogramm entwickelt, in dem dies zum Fokus gemacht wurde (Kadetten müssen eine Meile schwimmen und 50 Fuß unter Wasser tauchen, um Kugeln und der Saugkraft von sinkenden Flugzeugen zu entkommen). Bald wurde das Training erweitert und den Piloten wurde gezeigt, wie sie aus ihren Flugzeugen unter Wasser entfliehen konnten.

Während des Koreakrieges (1950–1953) verlegte die Luftwaffe ihre Survivalschule als 3635th Combat Crew Training Wing nach Stead AFB, Reno Stead Airport. 1952 ernannte das US-Verteidigungsministerium die United States Air Force zum Executive Agent für das gemeinsame SERE Training.

Der Koreakrieg zeigte, dass traditionelle Vorstellungen über Gefangennahmen während des Krieges nicht mehr gültig waren – die Nordkoreaner ignorierten die Genfer Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen und zeigten, dass amerikanische Soldaten nicht auf das vorbereitet waren, was ihnen während der Gefangenschaft widerfuhr. Dies galt insbesondere für amerikanische Flieger, die aufgrund ihrer verhassten Bombardierungen und ihres Prestiges unter Soldaten die Hauptlast der Misshandlung trugen. Die Nordkoreaner waren interessiert am Propagandawert amerikanischer Gefangener und an neuen Methoden, um Geständnisse zu erpressen und Informationen zu sammeln, die sich für den Krieg als äußerst erfolgreich erwiesen.

Eine Veränderung im Fokus des Überlebenstraining

Kurz nach dem Ende des Koreakrieges führte das Verteidigungsministerium den Verteidigungsbeirat für Kriegsgefangene ein, um Probleme und mögliche Lösungen im Zusammenhang mit dem Kriegsgefangenen-Fiasko im Koreakrieg zu untersuchen und darüber zu berichten. Die Charta des Komitees bestand darin, einen geeigneten Ansatz zu finden, um die amerikanischen Streitkräfte auf den Umgang mit der Gefangenschaft vorzubereiten.

Die wichtigste Empfehlung des Komitees war die Umsetzung eines militärischen „Verhaltenskodex“, der traditionelle amerikanische Werte als moralische Verpflichtungen von Soldaten während des Kampfes und der Gefangenschaft verkörperte. Diesem Kodex lag die Überzeugung zugrunde, dass Gefangenschaft als Erweiterung des Schlachtfeldes zu betrachten ist – ein Ort, an dem von Soldaten erwartet wurde, dass sie den Tod als mögliche Pflicht akzeptieren. Präsident Eisenhower erließ daraufhin die Exekutivverordnung 10631, in der es heißt: „Von jedem Angehörigen der Streitkräfte der Vereinigten Staaten wird erwartet, dass er, im Kampf oder in Gefangenschaft, den im Verhaltenskodex festgelegten Standards folgt.“ Das US-Militär begann daraufhin mit der Ausbildung und Umsetzung dieser Richtlinie.

Obwohl akzeptiert wurde, dass der Verhaltenskodex allen US-Soldaten zum frühesten Zeitpunkt ihrer militärischen Ausbildung beigebracht wird, wusste die Luftwaffe, dass Wissen und Training benötigt würden. An der USAF „Survival School“ wurden die Konzepte von Evasion, Resistance, und Escape erweitert und neue Lehrpläne als „Code of Conduct Training“ entwickelt. Diese Lehrpläne sind die Grundlage für das moderne SERE-Training im gesamten US-Militär geblieben. Die Marine erkannte ebenfalls die Notwendigkeit eines neuen und anderen Überlebenstrainings.

In den späten 1950er Jahren wurde ein formelles SERE-Training an der Marineflugstation „Detachment SERE“ in Naval Air Station Brunswick in Maine mit einem 12-tägigen Verhaltenskodex-Kurs abgehalten. Dieses Training sollte Marinepiloten und Flugpersonal die Fähigkeiten lehren, in einer Notsituation zu überleben und einer möglichen Gefangennahme zu entgehen. Der Fokus lag ebenfalls darauf, in einer Gefangenschaft die Befragung und Folter zu überstehen und eine Flucht zu planen und durchzuführen.

Später wurde das Überlebenstraining abermals erweitert, so dass andere Truppen der Marine, des Marine Corps und der Navy Combat Medics teilnehmen konnten. Anschließend wurde eine zweite Schule auf der Nordinsel der Naval Air Station eröffnet. Das Marine Corps eröffnete 1951 sein „Pickel Meadow Camp“, in dem Marines im Outdoor-Survival und später im Mountain Warfare Training Center in Bridgeport, Kalifornien, das „Level A“ – SERE-Training absolvierten.

„Outdoor-Überlebenstraining“ für Soldaten hat uralte Ursprünge, da das Überleben ein offensichtliches Ziel des Kampfes ist. Das Training unterschied sich nicht vom „Kampftraining“, bis die Marine die Notwendigkeit erkannte, den Seeleuten das Schwimmen beizubringen. Ein solches Überlebenstraining hatte nichts mit Kampf zu tun und sollte ausschließlich den Seeleuten helfen zu überleben. In ähnlicher Weise war und ist das Training zur Brandbekämpfung seit langem ein Schwerpunkt der Marine. Das Wasser-Überlebenstraining ist hingegen seit dem Zweiten Weltkrieg ein fester Bestandteil der Grundausbildung der Marine.

1953 gründete die Armee das „Jungle Operations Training Center“ in Fort Sherman in Panama. Die Ausbildung dort wurde in den 1960er Jahren verstärkt, um die Nachfrage nach Soldaten mit Dschungel-Outdoor-Überlebenstraining in Vietnam zu befriedigen. 1958 eröffnete das Marine Corps das Camp Gonsalves im Norden von Okinawa, Japan, wo Soldaten Dschungelkriegs- und Survival-Überlebenstraining angeboten wurde. Im Verlauf des Vietnamkrieges eröffnete die Luftwaffe auch eine „Jungle Survival School“ auf der Clark Air Base auf den Philippinen.

Als Stead AFB 1966 geschlossen wurde, wurde die Survivalschule der USAF auf die Fairchild Air Force Base im US-Bundesstaat Washington verlegt. Die Luftwaffe hatte andere Survivalschulen, darunter die „Tropical Survival School“ auf der Howard Air Force Base in der Panamakanal-Zone, die „Arctic Survival School“ auf der Eielson Air Force Base in Alaska und die „Water Survival School“ auf der Homestead Air Force Base, Florida, die unter separaten Kommandos operierten. Im April 1971 wurden diese Schulen unter demselben Kommando zusammengefasst und gemeinsam organisiert, um Überlebenstrainings in Clark, Fairchild und Homestead durchzuführen.

Nach Vorwürfen und Berichten über Missbräuche während des Navy SERE-Trainings, richtete das Verteidigungsministerium 1976 ein Komitee ein, um die Notwendigkeit von Änderungen im Verhaltenskodex-Training zu prüfen. Nach Anhörung von Experten und ehemaligen Kriegsgefangenen empfahlen sie die Standardisierung des SERE-Training in allen Zweigen des Militärs sowie die Ausweitung des SERE auf „Lehren aus früheren Erfahrungen mit US-Kriegsgefangenen“. Die Absicht dahinter war, das Überlebenstraining realistischer und effektiver zu gestalten.

Ende 1984 gab es die letzte große Veränderung im Programm des SERE-Training. Das Pentagon brachte die DoD-Richtlinie 1300.7 heraus, in der das SERE-Training in drei Stufen unterteilt wurde. Der „Widerstandsanteil“ wurde hier auf „Stufe C“ aufgenommen. Diese Stufe wurde für Soldaten festgelegt, deren „Einsatz ein hohes Risiko der Gefangennahme birgt und deren Position, Rang oder Dienstalter sie für überdurchschnittliche Ausbeutungsbemühungen eines Entführers anfällig machen“.

Die heutigen Formen des Survival

Heute existieren alle Formen des Survival nebeneinander und vermischen sich. Wie die Grafik zeigt, können wir drei Hauptströmungen definieren. Des Indigenen, das Militärische und das Zivile-Survival. Aus allen drei Strömungen gibt es wiederum Szenen die eine ganz unterschiedliche Ziel mit der Ausübung des alten Survivalwissen verfolgen. Die eine benutzen das Wissen und die handwerklichen Künste für Ihre Selbsterfahrung, andere als pädagogisches Werkzeug, Sport oder Hobby. Andere Strömungen fokussieren sich auf das Überleben von Naturkatastrophen, bewaffneten Konflikten oder das Zusammenbrechen der Infrastruktur in urbanen Räumen (Prepper).

Die Grafik zeigt die historische Wurzel unseres heutigen modernen Holistic-Survival-Training. Das indigene Survival, das zivile Survival und das militärischen Survival.

Aus unserer eigenen Praxis heraus könne wir nur festhalten das egal in welcher Form und mit welcher Motivation auch immer die Menschen Zeit du in der Natur verbracht sie wir immer eine Art Selbsterfahrung sein. Eine Erfahrung hin zu mehr geistiger und körperliche Gesundheit und Naturverständnis. Und das hat viel weniger mit Spiritualität zu tun als viele glauben, denn das mentale und psychologische Training des modernen und ganzheitlichen Survival (Holistic-Survival) hat schlichtweg den Fokus das zu verändern wie wir über die Dinge denken und wie und was ich mit meinen Sinnen wahrnehme. Und das alle müssen wir nicht in Internet suchen oder müssen es kaufen.

Das alles hat seine Wurzel im Alten wissen unserer Vorfahren, kostet nichts und hat so wenig mit teuer Ausrüstung zu Outdoor-Klamotten zu tun. Wenn du mehr über die Geschichte des Survival wissen willst, dann lese auch unser Artikel über Bushcraft und den Artikel über Survival-Experte Maurice Ressel an dessen Ende ebenfalls eine ausführliche Beschreibung über die Entschuldung des modernen Survival beschrieben.

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